14. Oktober 2014

Chaos in Kopenhagen

Jesper Stein: Unruhe - Der erste Fall für Kommissar Steen


Emma öffnet eine Schublade und wundert sich, wieso der schlafende Mann so kalt ist.
Bevor noch etwas Schlimmeres passiert, nimmt Axel Steen, Ermittler im Kopenhagener Morddezernat, seine kleine Tochter an die Hand und führt sie aus dem Leichenschauhaus.


Solche Zwischenfälle passieren Axel Steen öfter. Denn obwohl er seine Tochter abgöttisch liebt, kommt er, wenn er sich an einem Fall festgebissen hat, nicht davon los. Seit ihn seine Ehefrau verlassen hat, sieht er seine Tochter nur noch alle zwei Wochen. Eines der großen Probleme des rauen Polizisten. Sein zweites ist seine panische Angst, sein Herz könnte aufhören zu schlagen. Nicht nur in Stresssituationen, sondern auch in der Nacht, weshalb an Schlaf für ihn meistens nicht zu denken ist. In seinem ersten Fall herrscht Chaos in der dänischen Hauptstadt. Der geplante Abriss eines Jugendzentrums hat Teile der Bevölkerung so aufgebracht, dass es immer wieder zu Straßenschlachten zwischen der Polizei und den Abrissgegnern kommt. In einer besonders unruhigen Nacht, wird auf einem Friedhof in der Nähe der Unruhen eine Leiche gefunden - gekleidet wie ein Linksautonomer. Schnell gerät die Polizei unter Verdacht. Steckt ein wachhabender Polizist hinter dem Mord? Axel Steen ermittelt lieber ohne seine lästigen Kollegen und arbeitet mit der Presse zusammen. Das bringt ihm bei seinen Vorgesetzten großen Ärger ein, doch stößt er auch vor seinen Kollegen auf eine heiße Spur. Als Steen entdeckt, bei wem es sich um den Toten handelt, stehen auch schon Kollegen der Spezialeinheit PET auf der Matte und funken ihm dazwischen. Höhere Interessen müssten gewahrt werden. Etwas, das Axel Steen auf den Tod nicht ausstehen kann. Doch nicht nur die Spezialeinheit stört seine Ermittlungen: Die Frau des Ermordeten ist ein ehemaliger One-Night-Stand und der Tatverdächtige ein Erzfeind Steens.

Der Autor Jesper Stein verwendet viel Zeit für die Erzählung der Geschichte. Die Aufklärung des Falls nimmt dagegen nur einen kleinen Teil des Buches ein. Dies ist aus meiner Sicht das größte Manko des Romans. Ansonsten handelt es sich um einen „bodenständigen“ Dänemark-Krimi mit einem typisch derben Kommissar, dessen Angst vor einem Herzversagen, nicht sein größter Fehler ist. Auch wenn mich das Buch nicht enthusiastisch zurücklässt, werde ich mir den zweiten Fall, der im Januar 2015 erscheint, dennoch zu Gemüte führen. 

Jesper Stein, Unruhe – Der erste Fall für Kommissar Steen, Kiepenheuer&Witsch, 2013, 476 Seiten